Die heimischen Tiere sind die echten Outdoor-Pros. Niemand bewegt sich so sicher im Terrain, kennt wichtige Schlupflöcher, weiß sich zu tarnen und hat Gefahren stets im Blick.
Der Steinbock ist im ganzen Alpenraum inklusive den Allgäuer Hochalpen verbreitet und steigt bis in Höhen von 3.500 Metern auf. Er bevorzugt mit Felsen durchsetzte Hänge. Im Winter hält er sich meist in mittleren Lagen an sonnenexponierten, steilen Hängen auf und sucht teils Gebiete unter der Waldgrenze auf. Auch im Sommer hält er sich zum Fressen oft in tieferen Lagen auf, während er nachts die großen Höhen sucht.
Im Sommer ernähren sich die Steinböcke hauptsächlich von Gras, Kräutern, Knospen, Latschen und Weichhölzern, während im Winter auch Polsterpflanzen und Holzgewächse hinzukommen.
Steinböcke haben eine altersabhängige Hierarchie, das heißt die älteren, größeren Böcke mit den längeren Hörnern dominieren über jüngere. Diese Hierarchiestufen werden von allen Böcken akzeptiert. Zu Rangkämpfen kommt es vor allem zwischen gleichaltrigen Tieren. Die Kämpfe sind im Gegensatz zu denjenigen der Gämsen nie lebensgefährlich.
Im Sommer leben die Steinböcke in gemischtaltrigen Gruppen. Weibchen bilden zusammen mit Kitzen und Jährlingen eigene Gruppen. Während der Brunftzeit bilden sich Gruppen beiderlei Geschlechts, nur die ranghöchsten Böcke werden zur Begattung zugelassen.
In manchen Gebieten sind Steinböcke wenig scheu gegenüber Menschen, die Fluchtdistanz beträgt dann nur bis zu 20 Meter. Oft nehmen sie den Menschen aber auch als große Gefahr wahr, beispielsweise wenn sich Skifahrer oder Skitourengänger schnell nähern, was die Tiere zu einer anstrengenden und energieraubenden Flucht treibt. Vor allem ruhende Tiere können überrascht und erschreckt werden.
Der Alpensteinbock war Anfang des 19. Jahrhunderts durch starke Bejagung fast ausgestorben. Nur im Gran-Paradiso-Gebiet (Italien) überlebte eine kleine Restpopulation. Von ihr stammen alle heute in den Alpen und Allgäuer Alpen lebenden Tiere ab.
Steinböcke sind Huftiere mit massigem, gedrungenem Körper auf stämmigen Beinen. Böcke haben Hörner mit ausgeprägten Knoten, die säbelförmig nach hinten gekrümmt sind und bis zu einem Meter lang sein können. Geißen haben bis zu 35 Zentimeter lange, fast glatte Hörner. Steinböcke verdanken ihre Kletterkünste den speziell angepassten Hufen. Verhornte Ränder sorgen für Trittfestigkeit, weiche Innenballen verhindern ein Abrutschen. Die beiden Hufzehen sind unabhängig voneinander beweglich, wodurch sich der Fuß an jede Unebenheit anpassen kann. Die „Kletterfinken“ der Steinböcke wirken durch diese Eigenheiten fast wie Saugnäpfe und machen die schwergewichtigen Tiere zu leichtfüßigen Kletterern.